Reisebericht Island
30.10.2025
Reisebericht von Viktoria Aeschlimannn
Als ich 2006 zum ersten Mal im Norden unterwegs war, hat mich das Nordlandvirus gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Mind. 1-2x pro Jahr bereise ich all unsere Destinationen geschäftlich wie privat. Mein Mann und seit 2018 auch unsere Kinder sind ebenfalls von diesem besagten Virus infiziert und liebend gerne im Norden unterwegs. Der Camper gehört dabei zu unserem bevorzugten Fortbewegungsmittel. Die Nähe zur Natur ist mir sehr wichtig. Was gibt es schöneres als das Knistern eines abendlichen Lagerfeuers oder am Morgen direkt vom Fenster aus auf einen Fjord oder die unglaubliche Weite der nordischen Natur zu blicken und die reine Nordlandluft einzuatmen? Es bereitet mir unglaublich viel Freude die schönsten Tage im Jahr für unsere Kunden zu organisieren und Reiseträume zu erfüllen. Vielleicht bald auch Ihren?
Wer braucht schon einen Sightseeing Flug?
Der Himmel ist klar, keine Wolken sind in Sicht. Gleich nähern wir uns der isländischen Südostküste. Der majestätische Eispanzer von Europa’s grösstem Gletscher Vatnajökull rückt ins Blickfeld und ich sehe sie klar und deutlich vor meinem Fenster, die Gletscherlagune Jökulsarlon mit seinen schwimmenden Eisbergen die direkt ins Meer hinein gleiten. Die Weiten des Skaftafell Nationalparks erstrecken sich vor meinen Augen. Gewaltige Gletscherarme ragen aufs Land. In der Ferne entdecke ich einen Krater! Da ist noch einer. Das müssen die Laki Krater sein oder wie die Isländer es nennen, Lakagigar! Die lange Anreihung unzähliger Krater erinnert an eine Perlenkette die von Moos, Lavafeldern und vulkanischen Ablagerungen bedeckt ist. Kurz darauf entdecke ich eine farbige Bergkette was eindeutig Landmannalaugar sein muss. Ich komme aus dem Staunen gar nicht heraus, freue mich wie ein kleines Kind, habe eine Breites Grinsen auf dem Gesicht und tanze innerlich vor Freude. Weitere Highlights wie die Wasserfälle Haifoss, Gullfoss, das Gebiet rund um den Geysir sowie sogar die Almanngjá-Schlucht, wo die amerikanische und eurasische Kontinentalplatte beim Thingvellirsee aufeinandertreffen, kann ich vor meinem Auge ausmachen. Erste Häuseransammlungen sowie das Meer tauchen auf und wir nähern uns Reykjavik. Das Flugzeug macht eine starke Linkskurve und landet kurz darauf bei strahlendem Sonnenschein auf dem Flughafen in Keflavík. Wer braucht schon einen Sightseeing Flug wenn man schon beim Anflug freie Sicht auf die Naturwunder von Island hat? Ich kann mein Glück kaum fassen.
Reykjavik die gemütliche Hauptstadt mit nordischem Flair
Entlang mondähnlicher Landschaften bringt mich der Flughafenbus in die Hauptstadt Reykjavik. Auf dem Weg erkläre ich einer amerikanischen Touristin wie Sie vom Bus Stopp zu Ihrem Hotel gelangt. Seit geraumer Zeit dürfen grosse Busse viele Hotels nicht mehr direkt anfahren. Der Busfahrer schmunzelt und fragt mich anschliessend, wieso ich die Stadt so gut kenne. Normalerweise wäre das seine Aufgabe. Durch die vielen Reisen sowie das Planen im Büro, ist mir die Stadt sowie deren Plan natürlich bestens vertraut. Als wir schlussendlich bei meinem Bus Stopp angelangt sind, sagte der Busfahrer mit einem Lächeln auf den Lippen, dass wir nun dort sind ich aber das bestimmt schon selber wisse. Schon beim Aussteigen steigt mir der typische Reykjavík Geruch in die Nase. Ein Gemisch aus frischer Meeresluft mit einem leicht schwefeligen Nachgeschmack. Ich laufe die paar Meter zu meinem zentralen Hotel, deponiere das Gepäck in meinem grosszügigen Zimmer, ziehe mir warme Sachen an und los geht’s raus auf die Strassen Reykjaviks!
Für einen Sonntagabend Ende September ist ganz schön viel los auf der Laugavegur. Ich kann viele asiatische wie amerikanische Touristen ausmachen. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt und ist moderner geworden. Etliche Souvenirläden und Restaurants säumen die Strassen. Ein übergrosser Puffin steht in einem der Schaufenster. Ha den kenne ich doch! Der war schon vor 17 Jahren (oder noch länger) hier! Einiges ist also auch geblieben. Sowie die vielen farbigen Wohnhäuser der Isländer die sich gleich um die Ecke befinden. Die nordische Hauptstadt ist eben doch sehr persönlich und hat eine kleinstädtische Atmosphäre mit bunten und gemütlichen Strassen. Sie kombiniert architektonische Highlights wie die Hallgrímskirkja mit einer intimen Athomsphäre, die für ihre zahlreichen charmanten Bars, Cafés und Geschäfte bekannt ist. Mein Hunger treibt mich in eben eines dieser kleinen typisch isländischen Cafés, wo ich ein leckeres Vikingerteller mit Lammsuppe, Fisch und Skyr verspeise. Dem Meer entlang laufe ich zurück zum Hotel. Den Blick immer wieder gegen den Himmel gerichtet, in der Hoffnung Nordlichter zu erblicken. Die Wolken sind jedoch zu dicht. Schade. Aber ich habe ja noch ein paar Nächte vor mir. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, welche Spektakel mir die nächsten Nächte bevorstehen. Zurück im Hotel falle ich müde von der Reise sofort in einen tiefen und zufriedenen Schlaf.
Nach dem Regen scheint die Sonne und Nordlichter?
Als ich am nächsten Morgen aufwache, regnet es draussen quer. Also packe ich meinen Laptop aus und entschliesse den Vormittag in meinem Zimmer zu arbeiten. Am Nachmittag verziehen sich die Regenwolken und die Sonne erstrahlt über Reykjavik. So schnell kann das Wetter in Island ändern! Ich schlendere nochmal für einige Stunden durch die Strassen, schaue was sich alles geändert hat seit meinem letzten Besuch, welcher nun wegen der Familie doch schon einige Jahre zurück liegt. Wo zuletzt beim Hafen noch eine grosse Baustelle war, stehen nun neue moderne Gebäudekomplexe. Bevor mich ein Taxi zum Stadtflughafen bringt, hole ich noch mein Gepäck im Hotel.
In weniger als einer Stunde landet das Propellerflugzeug von Icelandair in der Hauptstadt des Nordens, Akureyri. Bei Ankunft kurz nach sieben Uhr ist es noch etwas hell und der Himmel klar. Beste Voraussetzungen für Nordlichter! Als ich kurz vor acht Uhr mein Zimmer im etwas oberhalb der Stadt liegenden Hotel bezog, schaute ich durch die grosse Fensterfront welches sich über die ganze Zimmerbreite erstreckte, nach draussen. Da sah ich bereits ein grünes leuchten am Himmel! Juhui die Show geht schon los! Schnell packte ich meine warme Jacke und rannte nach draussen. Die nächsten 3 Stunden verbrachte ich immer mit dem Blick gegen oben gerichtet und genoss ein magisches grün violett leuchtendes Feuerwerk über mir! Was für ein Anblick! Und das mitten in der Stadt! Wahnsinn!!! Kurz nach 23 Uhr ging ich zurück in mein Zimmer und genoss noch vom Bett aus die wunderbare Aussicht auf die nicht enden wollende Lichtershow.
Zwischen Messetrubel, dampfenden Lavafeldern und einem himmlischen Abschluss
Die nächsten eineinhalb Tage verbrachte ich damit viele unserer Partner aus Island, Färöer und Grönland in einer grossen Messehalle zu treffen und dabei die neusten Informationen zu deren Produkte in Erfahrung zu bringen. Das ist ein internationaler Event, wo sich Reisefachleute aus aller Welt treffen, mit Fokus auf diese 3 Länder. Als Spezialist ist es uns sehr wichtig, dass wir den direkten Kontakt mit den Leistungsträgern vor Ort pflegen und die Produkte auch persönlich besichtigen und austesten.
Am letzten Nachmittag hatten wir die Gelegenheit uns einer Tour der lokalen Veranstalter anzuschliessen und die einzigartigen Naturwunder im Norden zu entdecken. Ich habe mich für eine Bustour zum Wasserfall Goðafoss und dem Mývatnsee entschieden. Nachdem es am Morgen noch grau und nass draussen war, hatten wir am Nachmittag Glück und die Sonne blickte immer mal wieder durch die Wolken, so dass sich uns die unzähligen Naturwunder im Besten Licht präsentierten. Wir haben die Pseudokrater von Skútustaðir erkundet, sind durch das bizarre Lavalabyrinth von Dimmuborgir gewandert und haben beim Geothermalfeld Námaskarð gestaunt, wie die Erde in allen Farben blubbert, zischt und dampft.
Voller Eindrücke sind wir zurück nach Akureyri gefahren, wo alle Teilnehmer der Messe zum Abschluss zu einem Dinner eingeladen waren, welches durch eine fantastische isländische Liveband begleitet wurde. Als ich zu Fuss zurück zu meinem Hotel lief, warf ich einen prüfenden Blick Richtung Himmel, da gemäss App die Nordlichtaussichten wieder ausgezeichnet sein sollen. Und sieh da, auch in dieser Nacht kam ich wieder in den Genuss der Aurora Borealis.
Fantastische Ausblicke, mächtige Wasserfälle und tanzende Nordlichter 3.0
Nach einer kurzen Nacht stand ich früh auf, denn ich hatte mir einiges vorgenommen für die nächsten 2 Tage. Nach dem Frühstück holte ich meinen Mietwagen ab und fuhr Richtung Húsavik. Die Wetteraussichten konnten besser nicht sein. Der Himmel blau, die Sonne schien und auch die Nacht soll klar sein. Schlafen muss ich dann wohl zu Hause wieder 😉 Der Norden präsentierte sich mir in den schönsten Herbstfarben. Immer wieder musste ich rechts ranfahren und habe versucht dieses einzigartige Panorama in Bildern festzuhalten. Im kleinen Hafenstädtchen Húsavik gönnte ich mir ein leckeres Mittagessen an der kleinen Promenade zwischen den vielen Walbeobachtungsbooten. Zeit für eine Tour zu den Meeresriesen blieb mir diesmal leider nicht. Da ahnte ich noch nicht, dass ich später am Tag doch noch eine etwas andersartige Bekanntschaft mit diesen Meeressäugern machen werde. Auf meiner Weiterfahrt entdeckte ich plötzlich zwei einsame Toiletten mit Aussicht und muss dabei schmunzeln über den Humor der Isländer. Gerade als ich die wunderbare Aussicht von einem Viewpoint auf mich wirken lies, wurde ich von einer anderen Touristin gefragt von welcher Richtung her ich komme. Ich solle mich nicht erschrecken, wenn ich weiterfahre, denn unten am Strand wurden zwei tote grosse Wale angeschwemmt. Das kommt leider immer mal wieder vor und gehört zur Natur. Ich war froh, dass sie mich vorgewarnt hatte, so war ich darauf vorbereitet welch unschöner Anblick mich gleich erwartete.
Abgesehen davon war die einsame Szenerie in dieser Gegend einfach unglaublich beeindruckend und wahnsinnig schön anzusehen. Endlose Weiten, soweit das Auge reicht. Am Horizont erkannte ich die Umrisse des äussersten Zipfel Nordostislands. Bevor ich in diese Richtung fuhr, machte ich einen Abstecher Landeinwärts zum mächtigsten Wasserfall Europas, dem Dettifoss. Mit enormer Wucht stürzen sich hier die Wassermassen in die tiefe der Schlucht. Voller Ehrfurcht vor der Natur lasse ich diese enormen Kräfte auf mich wirken.
Es ist schon fast dunkel, als ich Arctic Henge, eine Stätte mit zahlreichen Steinbögen und Statuen erreichte. Unter dem Sternenhimmel kam ich spät abends bei meiner Unterkunft mitten im Nirgendwo an. Die Lage ist perfekt für das Schauspiel, welches mich auf diese Nacht wieder erwartete. Fernab von jeglicher Lichtquelle, hatte ich erneut das Vergnügen die tanzenden Nordlichter für mehrere Stunden zu beobachten. Was für ein Glück ich nur habe! Kurz nach vier Uhr nachts musste ich zur Toilette und warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. Der Himmel leuchtete noch immer grün! So packte ich erneut meine warme Jacke und genoss den Zauber der farbigen Lichter für eine weitere Stunde, bis sich am Horizont langsam erste Anzeichen vom Sonnenaufgang blicken liessen und ich mich nochmal schlafen legte.
Einsame Küstenstrassen, beeindruckende Schlucht und ein himmlisches Finale über den Wolken
Noch etwas müde von der kurzen Nacht, liess ich mir beim Frühstück, das frisch gebackene noch warme Brot der isländischen Gastgeberin auf der Zunge vergehen und unterhielt mich dabei angeregt mit den anderen Gästen über die beeindruckende nächtliche Show, welche wir alle beobachtet haben. Nach einem Rundgang durch das sehr heimelige und gemütliche Guesthouse, machte ich mich auf den Weg entlang einsamer Küstenstrassen. Die herbstliche Sonne schien in Ihrer vollen Pracht und beleuchtete die fantastische Natur im schönsten Licht. Ich konnte immer wieder mitten auf der Strasse anhalten und wähnte mich ab und zu sogar in einem US-Nationalpark, als sich mir endlose Ausblicke vor den Augen auftaten. Gegenverkehr gibt es hier kaum. Ich war sozusagen allein unterwegs. Ja das gibt es noch in Island!
Am späten Nachmittag war ich wieder im Landesinneren unterwegs und machte einen Stopp beim beeindruckenden Stuðlagil Canyon. Die Farbe des Wassers war nicht wie auf vielen Bildern blau, sondern grau/braun. Verfärbt durch die Wassermassen, welche vom Hochland herkamen. Dennoch war die Schlucht sehr beeindruckend.
Bevor ich abends mit dem Flugzeug zurück nach Reykjavik flog, habe ich mir ein entspannendes Bad in den Vök Baths, bekannt für seine schwimmenden Pools im See, nahe Egilsstadir gegönnt und liess die letzten Tage Revue passieren. Unglaublich was dieses Land zu bieten hat! Ich fühle mich sehr glücklich und privilegiert, dass ich das alles erleben durfte.
Das war jedoch noch nicht alles, denn auf dem Inlandflug spät abends kam ich tatsächlich noch ein 4tes Mal in den Genuss die Nordlichter hoch über den Wolken vom Flugzeug aus zu beobachten! Was für ein Abschluss! Takk fyrir Island!!!
Voller Eindrücke flog ich am nächsten Tag zurück in die Schweiz und kann es nun kaum erwarten Ihre Traumreise ins Land aus Feuer und Eis mit Ihnen zu planen.